Liebe Angela

Du stellst eine sehr gute Frage, die sich viele heutzutage überlegen, sobald "ein Problem" mit einem Kind auftritt.

Hyperaktivität, Impulsivität, Ablenkbarkeit

Die kurze Antwort lautet: bei der Symptomentrias von 1) Hyperaktivität 2) Impulsivität und 3) Konzentrationsschwäche/Ablenkbarkeit könnte bei einem Kind eine ADHS vorliegen. Sie wird die Störung mindestens auf der Verhaltensebene definiert.

Andauernd und unabhängig von Situation

Die längere Antwort lautet: so einfach ist es nicht, denn alle Kinder können diese Symptome ja an gewissen Tagen, in gewissen Situationen oder je nach Tagesform zeigen. Und das macht die Diagnose komplexer. Die Symptome müssen länger als 6 Monate bestehen, unabhängig von einer Situation des Umfelds (zB Schule) und beeinträchtigend im Alltag für das Kind sein.

Abklärung

In einer Abklärung wird dann getestet, ob das Kind in den 3 Kardinalsymptomen wirklich deutlich mehr Mühe (Statistisch -2 Standardabweichungen) hat als Gleichaltrige UND ob es wirklich unabhängig vom Umfeld und den Anforderungen ist.

Ausschluss

Kinder, die überfordert oder unterfordert sind, können auch diese Symptome zeigen. Wenn ich in China an der Uni lernen müsste, wäre ich auch unkonzentriert und abgelenkt, da ich nichts verstehe... So geht es zum Beispiel Kinder mit Dyskalkulie (Rechenstörung).

Auch ist es wichtig zu erfassen, ob es Belastungsfaktoren im Umfeld gibt: wenn ein Kind gedanklich beschäftigt ist, zB wegen viel Streit zu Hause, und sich Sorgen macht, kann dies viel Stärker sein als der Wille sich auf eine Matheblatt zu konzentrieren.

Zuletzt kann noch ein körperliches Symptomatik, zB eine Glutenunverträglichkeit Zöliakie oder ein Heuschnupfen mit schlechter Schlafqualität und Juckreiz die Konzentration massiv beeinträchtigen und eine Konzentrationsschwäche auslösen.

Kreativität, Sensibilität, Bewegungslust

Wenn ein ADHS vorliegt, sind diese Kinder vom Verhalten her häufig jünger, noch mehr in Bewegung, von Lust und Laune gesteuert, sehr kreativ, phantasievoll, feinfühlig, legen Wert auf gute Beziehungen und Interaktion. Mit den Anforderungen, die unser Schulsystem und Alltag von ihnen verlangen, sind sie häufig ge- bis überfordert, daher erschöpft, frustriert und erhalten viele negative Rückmeldungen, da sie sich nicht konform verhalten können.

Ich hoffe, dies beantwortet Deine Frage! Sonst gerne weiterfragen.

Herzlich Jessica